Doug Saunders, kanadischer Journalist und Reisender, hat 25 Slums auf fünf Kontinenten besucht und überrascht mit einer radikalen, weil positiven These. Sein Buch "Arrival City" weitet den Blick und benennt die dämonisierten Viertel neu: als "Ankunftsstädte". Der Slum als Chance: Ist das nicht naiv, gar zynisch?
In durchlässigen Gesellschaften sind Ankunftsstädte Geburtsort neuer, kreativer Mittelschichten. Menschen, die aus Dörfern fremder Länder in westliche Städte kommen, sind die Motiviertesten und Ehrgeizigsten. Sie kommen, weil sie von den speziellen wirtschaftlichen Möglichkeiten wissen. Und doch schafft es auch von ihnen nur die Hälfte hierzubleiben, der Rest geht zurück. So finden Sie in Ankunftsstädten eine sich selbst selektierende Gruppe: die Besten der Besten."
"Schulen sind oft ein furchtbares Problem", sagt Doug Saunders. "Diese Viertel brauchen die besten Schulen - Schulen, auf die alle ihre Kinder schicken wollen, an denen die Migrantenkinder mit Mittelschichtskindern konkurrieren müssen. Stattdessen passiert das Gegenteil." Das Ergebnis: sozialer Sprengstoff, wie er in den Vororten von London und Paris schon explodierte und manch südamerikanische Favela in kriminelle No-Go-Areas verwandelt. Und doch hat in Brasilien längst eine neue Mittelschicht aus den Ankunftsstädten die Stadtzentren samt politischen Posten erobert.
Karl Blessing Verlag, 2011
Weitere Informationen finden Sie hier.