Für den in Rotterdam geborenen Architekten Rem Koolhaas steht fest: Europa ist in gewisser Weise gestärkt aus der Krise hervorgegangen. Der international renommierte europäische Architekt, der drei Jahre lang für den Rat der Weisen zur Zukunft Europas gearbeitet hat, begründet dies im Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT damit, dass Europa sich selbst jetzt realistischer sehe und es für alle offenkundig sei, wie verletzlich die Gemeinschaft sei. Koolhaas plädiert für mehr Optimismus und mehr Geduld.
Rem Koolhaas: „In Wahrheit ist die EU so dynamisch wie kein anderer Staatenbund auf der Welt. Ich verfolge die Entwicklung seit ungefähr 15 Jahren sehr intensiv, und in dieser Zeit hat sich die Macht des Parlaments unglaublich zugenommen. Trotzdem verziehen viele das Gesicht...Dabei ist es großartig, dass es dem Parlament gelingt, die gewaltigen Gegensätze in Europa verhandelbar zu machen. Aber wir sind so verwöhnt, wir wollen immer, dass alles perfekt ist von Anfang an.“ Ein radikales Umdenken fordert der Architekt allerdings im Bereich der Einwanderungspolitik. Er ist überzeugt, dass Europa sein demografisches Problem nur durch Einwanderung lösen kann.
(DIE ZEIT, 2.1.2014)